Sonja Ruf

Mallows oder Katzengrütze

Ein halb verwaistes Zwillingspaar, eine arbeitslose Bergbauingenieurin mit Sprengberechtigung, ein furchteinflößender Ladendetektiv, ein Archivar mit Geheimwissen, eine einäugige Stehimbiss-Betreiberin – das sind die zentralen Figuren in diesem Kinderkrimi, der seine Helden in die Kasematten von Gothas Stadtschloss treibt, wo sie sich bewähren müssen. Sonja Rufs Abenteuergeschichte steckt voller sozialer Härten, aber die versierte Autorin, die als Erzieherin den Alltag heutiger Grundschüler genau kennt, erzählt mit souveräner Leichtigkeit. Ein Roman ohne falsche Süße, auf Augenhöhe mit der Realität geschrieben, lakonisch, direkt, spannend. 

Und so geht es los: Anstatt zu verreisen, müssen die Zwillinge Chelsea und Jordan in Gotha bleiben. Ihre seit langem arbeitslose Mutter ist fort; angeblich kann sie auf die Schnelle in der Südsee Geld verdienen. Allein, ohne Strom für Licht und Herd, mit Haferflocken und 15,87 Euro sollen die Zehnjährigen eine Woche überstehen. Sie grillen Marsh Mallows über Kerzen, gruseln sich im Dunkeln und meistern ihre Nöte. Ein Klingelton, der sich anhört wie vom Handy der Mutter, lockt sie in die Kellergewölbe von Schloss Friedenstein, wo sie sich bewähren müssen.

Sonja Ruf

Sonja Ruf wuchs in einem kleinen Dorf im Nordschwarzwald auf und lebt heute in Saarbrücken. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Erzieherin. Vier Tage einsames Schreiben, drei Tage im Taifun einer großstädtischen, vielfältigen, multikulturellen Grundschule – so sieht die Woche der Autorin aus. Sonja Ruf schreibt für Jugendliche, Kinder und Erwachsene. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u.a.: Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis 1991, Stipendium des Deutschen Literaturfonds, Aufenthalt im Stuttgarter Schriftstellerhaus und dem Literarischen Colloquium in Berlin, Reisestipendium des Auswärtigen Amtes, Einladung zum Ingeborg-Bachmann-Preis nach Klagenfurt, Kurd-Lasswitz-Stipendiatin Gotha 2014, Stipendiatin des Saarlandes im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 2016.

(c) Franziska Ruf